Gastvortrag von Prof. Dr. Irmtraud Fischer am 05.05.2010

Prof. Dr. Irmtraud Fischer (Graz)

Reich-und-schön – und gottesfürchtig! Zum strategischen Einsatz weiblicher Schönheit in der Judit-Erzählung und deren Rezeption in der Kunst

Mittwoch, 5. Mai 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Abstract:

Judit, die reiche schöne Witwe, die Holofernes im wahrsten Sinne des Wortes ″kopflos″ macht, wird in den letzten beiden Jahrhunderten, vor allem seit Hebbels Drama, als Inbegriff der Femme fatale gesehen: Eine schöne Frau stellt für Männer eine Gefahr dar. Der Skopus der Erzählung wird damit meist auf den so genannten ″Geschlechterkampf″ reduziert, wodurch der biblischen Erzählung ihre politische Dimension genommen wird. Die Gestalt der Judit wurde jedoch nicht immer so rezipiert. Vor allem in der italienischen Renaissance und im Barock symbolisiert Judit den Sieg über Unterdrückung und Tyrannei. Judits Schönheit wird – wie im Text der jüdischen Erzählung – mimetisch eingesetzt und hat strategische Funktion zur Durchsetzung der Befreiung von einer sich selber verabsolutierenden Herrschaft.

Veranstalter: Abteilung Altes Testament der Katholisch-Theologischen Fakultät gemeinsam mit dem Studium generale im Rahmen der Mainzer Universitätsgespräche zum Thema "Das Schöne – Formen und Funktionen"

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