Am 5. Juni 2025 war Prof. Dr. James W. Watts vom Department of Religion an der Syracuse University (NY) aus den USA zu Gast am Fachbereich 01.

In der Vorlesung von Prof. Dr. Thomas Hieke hielt er einen Gastvortrag zum Thema „Sex, Pollution, and Ethnic Prejudice in Leviticus 18 and 20“. Darin erläuterte Watts die rhetorische Komposition dieser Kapitel in der Bibel und ihre mutmaßliche Absicht: eine Abgrenzung des Volkes Israel von anderen Völkern, die auf dem Gebiet der Sexualität diskreditiert werden (vor dem historischen Hintergrund der Vorherrschaft der Perser, ca. 5. Jh. v. Chr.). Von daher ist es nicht möglich, aus den Kapiteln oder einzelnen Versen eine Sexualmoral, die Unterdrückung anderer Völker oder die Legitimierung der Todesstrafe abzuleiten, auch wenn dies in der verheerenden Wirkungsgeschichte dieser Kapitel mehrfach geschehen ist. Theologie hat die Aufgabe, gegen diese Fehldeutungen der Bibel vorzugehen und zu zeigen, dass hier die Verse für eigene Interessen missbraucht werden. Notfalls, so Watts’ Vorschlag, müssen in den Bibelausgaben bestimmte Verse durchgestrichen abgedruckt werden, um auf ihre menschenfeindliche Wirkungsgeschichte aufmerksam zu machen.

Die Thematik wurde im anschließenden Workshop im Rahmen des Seminars von Prof. Dr. Dorothea Erbele-Küster (Ev.-Theol. Fakultät) vertieft und ausgeweitet. Jim Watts beantwortete die Fragen der Studierenden, auch die nach den aktuellen Verhältnissen an den Universitäten der USA. Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht und stießen auf große Resonanz. Wir sind sehr dankbar für den Besuch des Wissenschaftlers und haben viel aus den Gesprächen gelernt.